Avocado pflanzen: So züchtest du dein eigenes Bäumchen

18. Mai 2020
Patric Domin

Avocados sind momentan buchstäblich in aller Münder. Kein Wunder: ihre cremige Konsistenz und ihr frischer Geschmack sind für eine Frucht einzigartig. Doch es steckt noch viel mehr in dem eiförmigen Gewächs vom Gemüsemarkt – der Kern natürlich. Aus ihm kannst du dir mit etwas Geschick eine eigene kleine Avocadopflanze züchten.

Über die Avocadopflanze: die Tropen ins Wohnzimmer holen

Botanisch Persea americana genannt, zählt die Avocadopflanze zu den Lorbeergewächsen. Sie stammt aus Mittel- und Südamerika, wird mittlerweile aber hauptsächlich in Florida und Kalifornien angebaut. Dort, wo sie ideale Bedingungen vorfinden, werden die Bäume bis zu 20 Meter hoch.

Avocado PflanzeDie Früchte, die sie ausbildet, werden Avocadobirne, Alligatorbirne oder Aguacate und natürlich auch einfach Avocado genannt. Sie wird heute für zahlreiche Bereiche (als Lebensmittel oder in der Kosmetik, etc.) kultiviert und durch Veredlung vermehrt. Die Vermehrung durch den Samenkern ist in der Produktion uninteressant, kann aber für den Anbau zuhause eine interessante Herausforderung für Hobbygärtner darstellen.

Sehen wir uns das also ein wenig genauer an.

Avocadopflanzen selber ziehen: Methoden

Um ein kleines Avocadobäumchen selbst auf der Fensterbank zu ziehen, gibt es für das Keimen bzw. Wurzeln herausbilden zwei Methoden, nach denen du vorgehen kannst.

  • Entweder du keimst den Samenkern in einem Glas mit Wasser,
  • oder du gibst den Samenkern direkt in einem Topf mit Erde.

Wir haben das selbst mit der ersten Methode ausprobiert und können dir in unserer YouTube-Serie genau zeigen, wie das vonstattengeht:

Avocadokern im Wasser keimen: 4 Schritte

Die einfachste Methode ist, den Kern auf der Fensterbank in einem Wasserglas vorzuziehen. Dazu brauchst du im Wesentlichen 3 Dinge:

  • den Avocadokern
  • drei Zahnstocher
  • ein (nach Möglichkeit hohes) Glas Wasser

Um den Kern nun zum Keimen zu bringen, gehst du wie folgt vor:

Schritt 1: Den Kern vorbereiten

Avocado Kern mit ZahnstocherZu allererst kannst du genüsslich deine Avocado verspeisen. Den Kern bewahrst du auf und wäschst und trocknest ihn gut ab.

Danach steckst du die Zahnstocher in regelmäßigen Abständen in den Kern, sodass du ihn mit der etwas breiteren Seite nach unten auf der Wasseroberfläche schwebend auf das Glas setzen kannst.

Stecke die Zahnstocher nicht zu tief in den Kern, damit du das Innere nicht verletzt. Zu lose sollten die Holzstäbchen aber nicht sitzen.

Der Kern fällt sonst womöglich ins Wasser. Etwa fünf Millimeter tief sollte reichen.

Pro-Tipp: Avocados züchten mit AvoSeedo

Diese Methode mit den Zahnstochern kann teilweise eine ganz schöne Fummelei sein. Alternativ dazu verwenden wir bei unserem Versuch AvoSeedo – eine spezielle Vorrichtung, um den Kern besser auf der Wasseroberfläche und damit in der perfekten Keimposition zu behalten.

Kern im Glas WasserSchritt 2: Den Kern auf das mit lauwarmem Wasser gefüllte Glas setzen

Fülle ein nach Möglichkeit eher hohes Glas mit lauwarmem Wasser. Die Avocadopflanze bildet lange Pfahlwurzeln aus, denen sollte das Glas genügend Raum geben können.

Fülle das Glas so voll mit Wasser, dass etwa ein Drittel des Kerns im Wasser hängen kann.

Avocado Kern beleuchtenSchritt 3: Einen passenden Standort wählen

Der ideale Standort für deinen Avocadokern ist hell, warm und hat eine hohe Luftfeuchtigkeit. Behilf dir dabei am besten mit künstlicher Pflanzenbeleuchtung und einer Abdeckung, sodass sich die Feuchtigkeit halten kann. Sorge auch für über 20°C Raumtemperatur, damit dein Kern ordentlich keimen kann.

Schritt 4: Abwarten, Tee trinken und den Kern keimen lassen

Nun ist einiges an Geduld gefragt. Bis dein Keim sich zeigt bzw. bereit ist, in einen Topf umzusiedeln können Wochen und Monate vergehen. In der Regel braucht der Keim ca. sechs Wochen, um an der Spitze zum Vorschein zu kommen. Gib also nicht sofort auf, wenn sich nichts zu regen scheint. Vertreib dir die Zeit damit, regelmäßig das Wasser zu wechseln und vor allem den Wasserstand zu kontrollieren. Der Kern sollte stets im Wasser hängen.

Alternativmethode: direkt im Substrat

Alternativ dazu, kannst du den Avocadokern auch direkt in Erde einpflanzen. Fülle dazu einen Topf idealerweise mit lockerer, sandiger Erde und setze den Kern ein. Auch hier bleibt er zu zwei Dritteln über der Oberfläche, wobei die Spitze aus der Erde ragt. Abschließend gießt du das Ganze leicht an. Achte beim Gießen darauf, dass die Erde feucht bleibt.

Gieße den Kern bzw. den Keim am besten mit einer Sprühflasche. Auch bei der Methode direkt in der Erde solltest du unbedingt darauf achten, dass um deinen Avocadokern herum das richtige Klima herrscht. Licht, Feuchtigkeit und Temperatur sollten unbedingt höher sein, als im Wohnraum üblich.

Avocadopflänzchen umsetzen: Wann ist der ideale Zeitpunkt?

Nach einigen Monaten, wenn sich bereits ein Mini-Avocadobäumchen mit ein paar Blättern herausgebildet hat, kannst du den Avocadokern einpflanzen. Wähle dafür am besten einen eher tiefen Topf, da die Avocadopflanze ja lange Pfahlwurzeln bildet. Die Zahnstocher entfernst du vorsichtig und setzt das Pflänzchen so ein, dass der Kern wiederum mindestens bis zur Hälfte an der Oberfläche bleibt. Als Substrat wählst du am besten ein Blumenerde-Sand-Gemisch.

Die ideale Pflege für eine Avocadopflanze

Damit deine Avocadopflanze auch in diesen ungewöhnlichen, mitteleuropäischen Gefilden gedeiht, gibt es einiges, worauf du achten musst: Standort, Licht, Temperatur, das richtige Substrat und die richtige Schnitttechnik für einen schönen, buschigen Strauch.

Standort: das richtige Licht & die passende Temperatur

Die Avocadopflanze kommt ja aus Mittel- bzw. Südamerika – aus Gegenden also, in denen es sehr warm und sonnig ist und wo eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Diese Bedingungen gilt es so gut als möglich zu simulieren, um den Avocadobaum zum Wachsen zu bringen.

Wie andere Tropenpflanzen stellst du auch sie beispielsweise in den Wintergarten. Da dort die Temperaturen mitunter allerdings stark schwanken, kann das deine Pflanze aber auch ziemlich überfordern. Alternativ bieten sich Vor- oder Wohnzimmer an – Räume mit konstanter und hoher Temperatur. Wenn in diese Ecken aber wenig Licht fällt, kannst du dir mit LED-Pflanzenlampen behelfen. Damit schaffst du dir deinen eigenen hellen Standort und musst ihn nicht lange suchen.

Welche Erde braucht ein Avocadobäumchen?

Ein Avocadobäumchen solltest du im Laufe seines Lebens ab und zu umtopfen. Dabei solltest du ein Substrat wählen, in dem es sich auch wohl fühlt. Im Fall von jungen Pflanzen bist du mit lockerer, nicht zu salziger Erde gut dabei, etwa mit einem Gemisch aus Blumenerde und Sand. Ältere Pflanzen bevorzugen dagegen einen lehmigen, schweren Boden.

Avocadopflanzen düngen & gießen

Zu Beginn – etwa das erste halbe Jahr – bezieht dein Mini-Bäumchen genug Nährstoffe über das frische Substrat. Anschließend kannst du es regelmäßig (etwa alle 2 Wochen) mit dem Gießwasser leicht düngen. Gießen solltest du konstant, sodass die Erde immer etwas feucht bleibt. Dabei kannst du dir auch gerne mit einer Sprühflasche behelfen, damit auch um die Pflanze herum etwas Feuchtigkeit besteht.

Die richtige Schnitttechnik für einen buschigen Avocadostrauch

Um aus einem langen, dünnen Avocadobäumchen einen schönen, runden Strauch zu machen, empfehlen wir dir den Baum zu schneiden. An der Schnittstelle bilden sich dann weitere Verzweigungen und der Baum wächst buschiger.

Mit dem Zurückschneiden kannst du bereits beginnen, sobald die Pflanze etwa ein halbes Jahr alt ist. Schneide sie so tief unten am Stamm zurück, dass unterhalb einige Augen*) stehen bleiben, an denen sich neue Triebe bilden können. Das mag erst etwas brutal erscheinen, da du damit wahrscheinlich die ganzen gewachsenen Blätter abschneidest, aber es wird sich lohnen.

*) Augen sind die Schnittstellen an denen Blätter bzw. Zweige abgeschnitten wurden.

Avocadopflanzen überwintern

Die Persea americana ist – oh Wunder – nicht winterhart. Temperaturen unter 5°C verträgt dein Avocadobäumchen nicht. Deshalb solltest du ihn über den Winter unbedingt nach drinnen übersiedeln, wenn du ihn überhaupt im Sommer nach draußen stellst.

Dafür eignet sich entweder ein heller Raum, der aber auch eine gewisse Temperatur aufweisen muss. Oder ein dunkler Raum, der nicht zu warm sein darf. Je wärmer es ist, desto höher wird der Lichtbedarf der Pflanze. Gegebenenfalls kannst du dir hier auch wieder mit der passenden Pflanzenbeleuchtung behelfen.

Wie gut funktioniert das Kultivieren von Avocados zuhause?

Findet ein Avocadobaum ideale Bedingungen vor, wird er um die 15 und bis zu 20 Meter hoch. Hierzulande kann man ihn nur in Strauchgröße halten, zumal er auch außerhalb eines Topfes schwer zum Wachsen zu bringen ist. Das ist allerdings mit der richtigen Pflege und etwas Fingerspitzengefühl definitiv drin.

Wenn du bei deinem Avocadozüchtungsversuch erst im Keimstadium bist, empfehlen wir dir, es mit mehreren Kernen zu versuchen, um auch bestimmt eine gelungene Keimung hinzubekommen. Manche Kerne eignen sich schlicht nicht so gut und wenn du mehrere parallel versuchst, wirst du sehen, dass es unter Umständen nicht unbedingt an deinem Versuchsaufbau gelegen hat, wenn es nicht gleich funktioniert. Also nicht die Geduld verlieren!

Bekommt man auch eigene Früchte hin?

Egal ob Idealbedingungen oder nicht, um vom Kern zur Frucht zu gelangen, brauchen Avocadopflanzen sehr lange. Alleine für die Bestäubung der Blüten sind mindestens zwei Pflanzen unterschiedlicher Sorten nötig, die zusätzlich versetzt blühen müssen, um sich gegenseitig bestäuben zu können. Außerdem solltest du auch selbst mit einem Pinsel nachhelfen.

Auch hier ist wieder immens viel Geduld gefragt. Selbst unter idealen Bedingungen kann es vier Jahre und länger dauern, bis es die Pflanze zu essbaren, reifen Früchten bringt.

Wie auch immer das Ergebnis unterm Strich aussieht, Avocados selber ziehen ist eine interessante Beschäftigung für Hobbygärtner. Es braucht dafür nicht viel und kann sich dafür über ein kleines Tropenbäumchen freuen.


Bild 1: © detry26 – stock.adobe.com


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